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Willy Berger († 1996)

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Professor für deutsche Literatur bis 1996

Für Professor Berger war die Lehre eine vorrangige Aufgabe, die er immer ernst genommen hat, nicht eine lästige Verpflichtung neben der eigentlichen Forschungstätigkeit. Et pourtant, cet enseignant passionné était également un chercheur de haut niveau. Citons, à titre d’exemple, sa thèse d’agrégation de l’enseignement supérieur, un ouvrage monumental sur l’image de la Chine dans l’Europe du 18e siècle. Cette étude est d’ailleurs d’un intérêt direct pour la Compagnie de Jésus, car l’auteur y aborde l’action primordiale des jésuites dans l’Empire du Milieu.

Das interkulturelle Interesse des verstorbenen Kollegen fand seinen Ausdruck in den hervorragenden literarischen Übersetzungen – erwähnt seien hier die Übersetzungen von Eluard, Baudelaire, Verlaine und natürlich die preisgekrönte Mallarmé-Ubersetzung – sowie in seinen Untersuchungen über die deutsch-belgischen Beziehungen.

Die Erkenntnisse, die er durch seine Forschungstätigkeit und durch seine Übersetzungen gewann, flossen direkt in die Lehre ein. Bei Prof. Berger haben die Studenten und Studentinnen gelernt, dass keine Übersetzung unschuldig ist, dass jedesmal eine Lesart impliziert ist, eine Wahl von Thema une Interpretation, eine Verweigerung oder ein Ausschluss anderer Textmöglichkeiten, eine Redefinition unter Bedingungen, die der Übersetzer gesetzt hat, der für diese Arbeit zu Recht den Titel des Autors beansprucht. Durch die Erfahrung ihres Hochschullehrers sind sie sich dessen bewusst geworden, dass eine Übersetzung ebensowenig unparteiisch sein kann, wie eine Lesart objektiv, und dass das Übersetzen eine Verantwortung ist, die weit über die Grenzen der übersetzten Seite hinausgeht.

Namur doit également au Professeur Berger de nombreuses représentations théâtrales : le Théâtre Universitaire de Liège, le Theater im Palais de Berlin ainsi que les troupes Agora et Gaudium, toutes deux originaires de la Communauté Germanophone de Belgique, ont ainsi eu l’occasion de se produire dans la capitale de la Wallonie. Et il ne se contentait pas d’organiser le spectacle ; chaque fois il rédigeait un dossier pédagogique pour permettre aux étudiants de mieux comprendre la pièce et de la situer dans un contexte culturel et politique.

« Nach Namur ist er immer gerne gekommen », bestätigte mir seine Gattin anlässlich eines Gespräches. Das frankophone Belgien war ihm zur zweiten Kulturheimat geworden. Ich erinnere mich noch sehr gut an seine ersten Namur-Besuche, wo er sich gleich auf literarische und künstlerische Spurensuche machte. Charles Baudelaire, Félicien Rops und viele andere Persönlichkeiten, deren Lebensweg mit der Universitätsstadt verbunden ist, hatten es ihm angetan. Im “Musée Félicien Rops” war er Stammgast und er trug sich mit dem Gedanken, eine Monographie über den berühmten Maler herauszugeben.

Wilhelm Richard Berger wusste um die Zauberkraft der Wörter, die – wie Ludwig Harig es in seinem jüngsten Roman ausdrückt – ja nicht nur Dinge bei ihrem Namen nennen, sondern eigentlich Zauberschlüssel sind für die Türen der Phantasie, wunderkräftige Passepartouts, die man nicht einmal in Schlösser zu stecken braucht, um in die seltsamsten und abgelegensten Bezirke der Welt zu gelangen. Das ist zweifellos der Grund dafür, warum Professor Berger so vorsichtig mit dem Medium Sprache umging.

In einem Gedichte, das den Titel Selbstporträt im Gehäus trägt, spricht er von der “gebrechlichen Arche des Wortes”. Dieses Gedicht gibt einen Einblick in sein inneres Leben:

Leben experimentell
Provisorische Anpassung an
die Lage die man sich zutraut
Das Ich ist alles was der freie
Fall ist

Gesinnungen keine jedenfalls
nicht die vorzeigbaren schönen
Aber zeitlebens die süchtige
Jagd auf die Träume die stille
Bewaffnung mit Wut und die
täglichen Anfälle der
Schreibhand

Gefühle halbwegs verwildert
Penelope statt Beatrice
Eigensinnig im Gehäus ohne
asketische Tugend Duzfuss mit
wenigen nicht Kegelbruder

noch Sympathisant
Kein Jenseitsverlangen Kein
Tröstungsbedürfnis Misstrauen
gegen die üblichen Glücke
durch Alpengrün oder
Traktate aus dem
dogmatischen Tintenfass

Flügelspannweite der Seele
Descartes bis Bakunin das
heisst mehr oder minder
zerrissen wie alles aus der
verrottenden Erbmasse
Europa

Ce poème nous révèle une personnalité authentique et indépendante, toujours soucieuse de l’autonomie intellectuelle. En cela également, il a contribué au patrimoine de notre institution qui se veut lieu de liberté.


Extrait du discours de M. Manfred Peters à la séance académique en hommage au Professeur Wilhem Richard Berger, 28 novembre 1996