Prof. Dr. Anke Bosse

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Friederike Mayröcker - Inventions d'une langue - Erfindungen einer Sprache
(Fortsetzung)
  
Friederike Mayröcker in ihrem Arbeitszimmer
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Seit Ende der 60er Jahre und nach einer Phase purer Sprachexperimente hat Friederike Mayröcker ihr Können in allen Genres bewiesen und zugleich deren Grenzen immer systematisch überschritten. Um sich ihre eigene Sprache zu erfinden, sondiert sie mit außergewöhnlichem Gespür und nicht nachlassender Energie die semantischen Felder der Sprache, lässt sie die suggestiven und kaleidoskopischen Effekte des Zitierens in Aktion treten und ihre poetologischen Reflexionen ihre Texte durchqueren. Indem sie weitere Verfahren der Imagination einzuschalten vermag, hat sie sich über die Jahre einen spezifischen Stil erarbeitet. So etwa nimmt – in Anlehnung an ihre eigenen Anfänge unter dem Zeichen des Surrealismus – die Erinnerung die Rolle eines Kraftzentrums ein. Im Gegensatz zu der verbreiteten Vorstellung, Erinnerung verhelfe dem Subjekt zur stabilisierenden Selbstvergewisserung, sieht Mayröcker darin eine faszinierende Durchgangsstation, ein Medium, einen magischen Prozess, über den verschüttete Bilder aus dem Vergessenen, aus dem Bewußtsein aufsteigen können. So wird Erinnerung zur Entzifferung von Zeichen und als solche wieder – Spracharbeit.

  

Friederike Mayröcker an ihrem Schreibtisch
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Über nunmehr viele Jahre hinweg hat es Friederike Mayröcker verstanden, ihre Kreativität, ihre Imaginationskraft, ihren Erfindungsreichtum zu bewahren und zu erneuern dank der Präzision, der Unerbittlichkeit, der Obsessivität, mit der sie der absoluten Notwendigkeit, schreiben zu müssen, folgt – eine existentielle Notwendigkeit, die sie den »Fluch einer Gnade« nennt. So ist ein sehr eigener Stil entstanden, in dem sich neben- und ineinander die verschiedensten Gegensätze verkoppeln: entfesselte Assoziationen und kontrollierte Montage, Sprach-Trance und konstruktives Kalkül, Extase und Disziplin, Erotik und Rationalität … Solche Gegensätze miteinander fusionieren zu können, das ist für Friederike Mayröcker das Zentrum von Kunst überhaupt.

Inzwischen hat die Autorin über 80 Texte publiziert. Längst zählt sie zu den anerkannt großen Autor/inn/en Österreichs und hat viele bedeutende Preise erhalten, zuletzt 2001 den Georg-Büchner-Preis.


Friederike Mayröcker:
Schreiben ist für mich ...
Ich züchte mir mein Gedicht ...
Das Herzzerreissende der Dinge
der Brief aus Nagoya
das Arrangieren eines Gedichts