»Ich
habe Angst vor dem Ende. Vielleicht ist mein Verhältnis zur Welt
immer schon parasitär gewesen, ›gefrorene Stücke‹, ›die kalten
Stücke‹, Satie, laß es wie ein Satiestück enden, sage ich zu
mir selbst, heiter, losgelöst vom eigenen Schmerz, wenngleich nicht
ohne Wehmut : ›gefrorene Stücke‹, ›die kalten Stücke‹,
Satie, oder die Ahnungen des Kopfes unter Wasser, was mir gleicherweise
Angst und Mut macht .. ich habe Angst vor dem Ende, wie ist es, wenn
sich wie jetzt das Ende abzeichnet? - nach all den Unsicherheiten
und Unorientiertheiten des Anfangs habe ich jetzt das Bedürfnis,
das Ende hinauszuzögern : einerseits, weil von einem bestimmten
Punkt an gewiß ist, daß und wie es kommt, andererseits, weil es wie ein
Auskosten ist, daß dieses eine Mal noch gut gegangen ist - aber
es kommt auf die Spannweite an! [...] Aus: Friederike Mayröcker: Das Herzzerreißende der Dinge, 1985. © Suhrkamp Verlag Frankfurt/M. |