Marlen Haushofer: Tagebuch vom 27. Januar 1968

»Eigentlich kann ich nur leben, wenn ich schreibe u. da ich derzeit nicht schreibe fühle ich mich versumpft und ekelhaft. Werde Kinderbuch machen, besser als garnichts. Sehe dass die Erzählungen [in Schreckliche Treue] wahnsinnig depressiv u. hoffnungslos sind, dabei in einer halbwegs guten Zeit geschrieben in der ich mich ›stark‹ fühlte. Kein Mensch wird das lesen wollen, mit Recht, das böse Ende steht uns doch allen bevor, wozu sich jetzt schon betrüben lassen durch diese Geschichten. Dabei schreibe ich gern lustige Geschichten, die ich aber als unbefriedigend empfinde, als völlig abgesplitterten Teil ein[er] Wirklichkeit, der aufgeblasen wird u. so Aspekte erreicht, die ihm nicht zustehen.«


© Sybille Haushofer, Steyr.